Mittwoch, 9. November 2005

Kistallnacht 1938

10. November 1938 - "Kristallnacht".

Gestern brannten die Synagogen. Sie brannten in Deutschland. Sie brannten in Österreich. Sie brannten in der Tschechoslowakei. Bestand Gefahr der Ausdehnung des Feuers, wurden sie durch Sprengungen zerstört. Die meisten jüdischen Geschäfte wurden demoliert.

"Meine" Synagoge wurde geplündert. Feuer oder Sprengung wären wegen des schräg gegenüberliegenden Gaskessels gefährlich gewesen. Gebetbücher, Thorarollen und Gebetschals lagen zerfetzt auf der Straße. Das Buch, das die Juden zwei Jahrtausende in der Zerstreuung zusammenhielt, wurde mit Stiefeln getreten. Die Orgel wird nicht mehr unsere Lieder am Shabath und an den Feiertagen begleiten. Es wird auch keinen Sabbath, keine Feiertage und keine Lieder mehr geben. Nur zu Hause, so lange es noch ein Haus gibt, wird Mutter Freitag abends die Sabbath-Lichter anzünden und Vater den Segensspruch über das Brot und über den Wein sprechen. "Lechem min haArez. Bore P'ri haGofen". Und dann wird meine Mutter, wie vorher auch, das in deutsch gedruckte Gebetbuch zur Hand nehmen und die Kapitel "Begrüßung des Sabbath" und "Gebet der jüdischen Frau" still für sich lesen.

Die Gebetbücher, Thorarollen und Schals aus der Synagoge wurden auf die Straße geworfen. Morgen werden sie vielleicht aus den Häusern auf die Straße geworfen. Nichts würde sich bei meiner Mutter ändern. Sie hätte ihre Gebete auch ohne Buch gesprochen.

Offiziell wird die Zerstörungsaktion der Nazis als spontaner Vergeltungsakt der "kochenden Volksseele" bezeichnet, als Antwort auf die Ermordung des Botschaftsrates vom Rath durch den siebzehnjährigen Herschel Grynszpan in Paris. Daß die Volksseele so gleichmäßig in drei Ländern kochte, war der meisterhaften Organisation der Verantwortlichen zuzuschreiben.

Ein offener Polizeiwagen fährt vor unserem Hause vor. Jüdische Männer sitzen auf dem Wagen, bewacht von Schupos in grüner Uniform. Zwei Schupos kommen die Treppe hoch. Meinem Vater wird erklärt, er werde in Schutzhaft genommen, damit ihm nichts passiere. Vermutlich wegen der "kochenden Volksseele". Ich stehe neben der Tür. "Wie alt ist der Bengel?", ftagt der Schupo. Mein Herz klopft ganz laut. Hätte Mutter mein Alter genannt, wäre ich ins Gefängnis mitgenommen worden. Der Schutz kam von der Mutter, nicht von der Schutzpolizei.

Dezember 1938

Die jüdischen Männer sind aus dem Gefängnis entlassen worden. Sie hatten eine Erklärung zu unterschreiben, daß sie das deutsche "Reichsgebiet" innerhalb von acht Tagen verlassen und nie mehr betreten würden. Sie tun es. Mein Vater fährt von Neutitschein nach Ungarisch-Brod, dem Geburtsort meiner Mutter. Er liegt in Südmähren und ist durch Comenius bekannt. Der Gestapo müssen wir eine Liste des Umzugsguts zur Genehmigung vorlegen. Der Möbelwagen ist gepackt. Die Zollbeamten, die das Packen überwachen, verhalten sich korrekt. Es sind alte Beamte aus dem Reich, die vermutlich bereits während der Weimarer Republik ihren Dienst versehen hatten. Marie, unser tschechisches Hausmädchen, weint, als sie von uns Abschied nimmt. "Man weint doch Juden nicht nach", sagt Tischlermeister Jirgal, der in unserem Naus wohnt und den Auszug nicht ganz ohne Schadenfreude beobachtet. In den vergangenen Jahren ist er immer so freundlich zu uns gewesen, seine Töchter Minna und Hildegard haben mit uns im Hof gespielt. Vielleicht weint man Juden wirklich nicht nach.

Am 27.Januar 1939 verlassen wir unser Haus in Neutitschein in der Hoffnung, in dem nicht besetzten Teil der CSR ein Leben ohne Angst führen zu können. Vater hatte inzwischen in Ungarisch-Brod, Masarykplatz 165, eine sehr alte Wohnung mit zwei Zimmern und Wohnküche besorgt. Sie ist für sechs Personen nicht gerade groß, doch wir sind froh, entkommen zu sein. In der Gewürz und Samenhandlung Rudolf Holz beginne ich wiederzu arbeiten. Wenige Wochen später erlebe ich zum zweiten Male den Einmarsch der deutschen Truppen. Es ist genau das gleiche Bild wie vier Monate früher in Neutitschein. Die öffentlichen Gebäude sind mit Hakenkreuzfahnen beflaggt. Die Motorräder mit und ohne Beiwagen, stellen sich in einer Reihe auf dem Stadtplatz auf, die Autos daneben. Aus dem Masarykplatz, auf dem wir wohnen, wird über Nacht der Adolf-Hitler-Platz. Nur die Begeisterung von Neutitschein fehlt. Ungarisch-Brod hat nur wenige deutsche Familien. Vielleicht sind die Truppen etwas enttäuscht, doch sie erkennen den Unterschied: Während sich die deutschen Randgebiete "befreit" fühlten, fühlt sich die tschechische Bevölkerung "besetzt". Mit Ausnahme der vereinzelten tschechischen Faschisten. Da es den Juden nur erlaubt ist, manuelle Arbeiten zu verrichten, nehme ich im Sommer 1939 eine Arbeit beim Straßenbau an. Am 7.September rollt auf "meiner" Straße eine unübersehbare Kolonne von Militärfahrzeugen - es ist der Anfang des deutschen Feldzuges gegen Polen.

09./10.November 1938

Israel-Nachrichten

8. November 2005 / 6. Cheschwan 5766
Eventuelle Vorverlegung der Wahlen
Bei der gestrigen Abstimmung in der Knesset betreffs der neuen Minister Ze´ev Boim und Roni Bar-On stimmten die so genannten Likud-Rebellen dagegen und nur die Ernennung Ehud Olmerts zum Finanzminister und Matan Vilna´is von der Arbeiterpartei zum Wissenschafts- und Technologieminister, kam durch. Damit wurde die Zukunft der Regierung Scharonsin Frage gestellt und aus dem Büro des Ministerpräsidenten wird bereits die Vorverlegung der Knessetwahlen erwähnt. Scharon drohte mit Konsequenzen für die Rebellen und versprach den nicht gewählten Ministern, noch vor Neuwahlen zu Minister ernannt zu werden.
Gedenkzeremonie des Militärs für Jitzchak Rabin
Im Generalstab des israelischen Militärs fand heute morgen eine Gedenkzeremonie an Jitzchak Rabin statt. Generalstabschef Dan Halutz sagte, dass unter keinen Umständen vergessen werden dürfe, dass alle Juden Brüder seien und im „selben Boot“ sitzen würden, auch wenn sie politisch gesehen in verschiedenen Richtungen orientiert sind. Jetzt sei die Zeit gekommen, all diejenigen, die vor und während des Abzugs aus dem Gazastreifen die dünne Linie zwischen Redefreiheit und Hassschüren überschritten haben. Die Geschichte Rabins sei die Geschichte Israels – eines unablässigen Kampfes gegen den Feind und der Bau einer freien und Frieden suchenden Gesellschaft. Halutz pflanzte einen Baum im Gedenken Rabins.

EU wird PA-Polizisten ausbilden
Fünfzig Experten der Rechtsdurchsetzung aus der EU werden ab dem 1. Januar 2006 der palästinensischen Polizei die Errichtung einer Polizeikraft, deren Finanzierung und das Management beibringen. Diese Tätigkeit soll sich über die nächsten drei Jahre hinziehen. Die Experten werden existierenden Beamten der palästinensischen Zivilpolizei assistieren und beraten. An Straßenpatrouillen sollen sie jedoch nicht teilnehmen.

Keine Gespräche mit Syrien
Ministerpräsident Scharon meinte vor dem Knessetkomitee für auswärtige Angelegenheiten und Verteidigung, dass er nicht bereit sei, Friedensgespräche mit Syrien zu führen und Aussagen über eine Rückgabe der Golanhöhen an Syrien ein gravierender Fehler seien. Außerdem wolle Israel der palästinensischen Autonomiebehörde nicht bei den Wahlen helfen, sollte die Hamas in ihnen kandidieren, d.h., Kontrollpunkte würden nicht zum freien Übergang geöffnet und auch keine Erleichterungen gegenüber der PA-Bewohner gestattet werden.

Einwanderung am Steigen
Der Vorsitzende der Jewish Agency, Ze´ev Bieslki, sagte gestern vor dem Einwanderungskomitee der Knesset, dass die Einwanderung zum ersten Mal in den letzten fünf Jahren erheblich angestiegen ist. Für dieses Jahr werden insgesamt bis zu 24.000 Einwanderer erwartet. Diese Zahl sie zwar immer noch kleiner als die 34,831 Einwanderer des Jahres 2002, aber dennoch begrüßenswert sei. Dieser Anstieg sei auf die Einwanderung der Juden aus Nordamerika und aus Frankreich zurückzuführen.
Kinder aus Netzarim beginnen Schulunterricht
Die Kinder von 50 Familien aus der ehemaligen Siedlung Netzarim im Gazastreifen werden ab Montag in einer speziell für sie eingerichteten Schule im Kibbuz Cholit im westlichen Negev unterrichtet werden. Diese Familien sind vor kurzem in den Moschaw Yevul gezogen, der neben dem Kibbuz liegt. Das Cafeteria des Kibbuz wurde zu diesem Zweck umgebaut. Lehrer, die noch in der Siedlung an der Schule unterrichteten, werden dies nun in auch Cholit tun.

15.500 Zuschauer beim Konzert Phil Collins
15.500 israelische Fans erlebten gestern Abend das erste und letzte Konzert von Phil Collins in Jaffo. In Mäntel gehüllt und mit Regenschirmen ausgerüstet, genossen sie die nostalgischen Balladen des Sängers. Die Einleitung des Konzerts war ein Drum-Solo Collins. Heute wird er noch in Israel verweilen und dann zum nächsten Konzert in Abu Dhabi fliegen.

Das Wetter
In Jerusalem werden heute bis zu 16 Grad erwartet, in Tel Aviv 22 Grad, in Tiberias 23, am Toten Meer 24 und in Eilat bis zu 26 Grad.
Wasserspiegel des Sees Genezareth
Der derzeitige Wasserspiegel des Sees Genezareth liegt bei – 211,65 m unter dem Meeresspiegel (Tendenz gleichbleibend).

Segenswunsch
Wir wünschen Ihnen aus Jerusalem, der vom Allmächtigen erwählten Stadt und ewigen Hauptstadt Israels, einen gesegneten Tag.

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